Citatio: G.G.W. Müller – Ch. W. Steitler, hethiter.net/: Unicode, Fonts & Keyboards (2021-08-09)
Alle Buchstaben und Sonderzeichen, die insbesondere für die Umschriften von Keilschrifttexten notwendig sind, können nun mit Unicode in eindeutiger Weise geschrieben werden, ohne lästiges Umcodieren beim Datenaustausch. Die Verbreitung dieser Methode in der Keilschriftphilologie geschah zunächst schleppend. Mittlerweile haben Internet und Globalisierung internationale Standards erzwungen, die einen Datenaustausch zwischen allen Ländern und Betriebssystemen erlauben.
Für HPM entwickelte Gerfrid G.W. Müller einen unicodekompatiblen Font und stellte ihn 2004 als Semiramis 0.4 zur allgemeinen Verfügung. 2006 wurde der umfangreichere Font Semiramis Unicode veröffentlicht, dessen Zeichen mittlerweile fast alle zum Standrepertoire der großen Standardfonts verschiedener Betriebssysteme gehören. 2008 kam eine neue Unicode-Version heraus, die Codenummern für einige Zeichen definierte, für die Semiramis auf Behelfslösungen angewiesen war, z.B. die halben Klammern zur Markierung von beschädigten Zeichen oder Buchstaben zur Transkription des Ägyptischen. Da Semiramis Unicode nicht mehr standardkonform war, wurde sein Nachfolger, SemiramisUnic2, erstellt (2013), der allerdings auch Kompromisse eingehen musste, z.B. vordefinierte Buchstaben für die Kombinationen u̯ und i̯ (im privat definierbaren Bereich von Unicode angesiedelt).
Im Rahmen des neuen Akademieprojektes, Das Corpus der hethitischen Festrituale (HFR), wurde eine dritte (und letzte) Version von SemiramisUnicode (SemiramisUnic3) entwickelt, die sich auschließlich der Unicode Zeichen bedient und erweitert wurde, um weitere in der Keilschriftphilologie häufig verwendete Zeichen mit einzuschließen oder zu vereinheitlichen (z.B. den einfachen und doppelten Glossenkeil 𒀹 𒑱, das Zeichen PAB 𒉽, und die halbeckigen ⸢ ⸣ sowie spitzen Klammern 〈 〉). Die Funktionsfähigkeit von Semiramis Unicode und seine Kompatibilität mit anderen Unicode-Fonts wird damit gewährleist. Auch wenn keine Weiterentwicklung von SemiramisUnic3 vorgesehen ist, wird Semiramis Unicode wahrscheinlich noch lange nicht obsolet werden.
Um die Erfordernisse sowohl des Hethitologie Portals als auch der Druck- und Onlinepublikationen von HFR zu erfüllen, wurde ein neues Fontpaket entwickelt. Als Basis dafür dienten die Fonts Linux Libertine und Linux Biolinum; diese wurden von G.G.W. Müller den Bedürfnissen von HPM und HFR angepasst und sind nun als HPM Linux Libertine O (als True Type Font [.ttf]) und HPM Linux Biolinum O (als True Type Font und Web Open Font Format [.woff]) frei zugänglich. Diese Fontpakete lösen somit die SemiramisUnicode Fonts ab.
Zur Erleichterung der Arbeit bieten wir hier verschiedene Hinweise und Dateien zur leichten Eingabe von Unicodezeichen an. Der große Vorteil der Anpassung auf der Tastaturebene gegenüber Makros in einem Programm liegt zweifellos darin, dass die Zeichen in allen Programmen und auch z.B. in Suchmasken von Textverarbeitungsprogrammen, in Internetbrowsern, Datenbanken und Tabellenkalkulationen etc. verwendet werden können. Besondere Tastaturlayouts wurden für Linux, Windows, und Max OSX Betriebssysteme entwickelt. Die amerikanische und schweizerdeutsche Layouts für Windows stellte Alfredo Rizza zur Verfügung.
Die Verwendung der Fonts Semiramis und SemUnic2 wird nicht mehr empfohlen. Zum Download werden sie hier jedoch lediglich zwecks der Bearbeitung und/oder Weiterverarbeitung älterer Dateien zur Verfügung gestellt.
Gerfrid G.W. Müller
gerfrid.mueller@adwmainz.de