Citatio: K. Hecker, hethiter.net/: Array (2018-03-22)
Verehrte Kollegen, liebe Freunde,
als ich Anfang der 80-iger Jahre des vorigen Jahrhunderts für das Altorientalische Seminar, wie das Münsteraner Institut damals noch hieß, erstmals einen PC anschaffen konnte, eine großartige Maschine der Fa. Digital Research mit sagenhaften 128 KB Arbeitsspeicher, da lag es natürlich nahe, auch an die elektronische Aufnahme von Keilschrifttexten zu denken, obwohl es damals noch kein Textverarbeitungsprogramm wie Wordperfect, WordStar oder Word gab (der DR-Rechner unterschied nicht einmal zwischen Groß- und Kleinbuchstaben). Die später aufkommenden 8008-Rechner von IBM boten dann schon wesentlich bessere Möglichkeiten, und ich begann dann auch bald mit der Eingabe von Kültepe-Texten in Umschrift. Daß anfangs kein Textverarbeitungsprogramm zur Verfügung gestanden hatte, erwies sich im im Nachhinein nicht einmal als Nachteil, da die benutzte einfache Kodierung später relativ leicht in andere Systeme umzuwandeln war. In diesem Zusammenhang muß unbedingt der Name von W. Sommerfeld, damals Assistent am Münsteraner Seminar, erwähnt werden, dessen Programmierfähigkeiten bei der Behebung auftretender Probleme von großem Nutzen waren.
Die Eingabe des Kültepe-Materials erfolgte dann eigentlich nie kontinuierlich und systematisch, sondern mußte wegen anderer Aufgaben immer wieder für kürzere oder längere Zeit unterbrochen werden. Daraus resultierten zahlreiche Inkonsequenzen und Diskrepanzen, z.B. in der Umschrift anatolischer Orts- und Personennamen, aber auch zahlreiche Unvollständigkeiten vor allem bei der aufgenommenen und ausgewerteten Sekundärliteratur. Dieses Manko wird erst jetzt, wo meine Files im Rahmen des Hethiter-Portals veröffentlicht werden sollen, bedeutsam und kann möglicherweise auch nie vollständig beseitigt werden. Wenn ich meine Files jetzt trotz dieser und vielleicht anderer, mir noch nicht aufgegangener Mängel publik mache, dann zum einen, weil ich dem Angebot der Kollegen G. Wilhelm und G.G.W. Müller, das Hethiter-Portal der Mainzer Akademie als Bereitstellungsforum zu nutzen, nicht widerstehen konnte, und zum anderen, weil meine in der letzten Zeit stark nachlassende Sehkraft die Fähigkeit zur Computer-Arbeit stark einschränkt und ich daher befürchten muß, daß meine Daten unbenutzt und damit wertlos werden. In dem hier gegebenen Rahmen aber mögen sie dem einen oder anderen doch noch von einigem Nutzen sein.
Natürlich soll in der nächsten Zeit das hier vorgestellte Material vervollständigt und darin enthaltene Fehler beseitigt werden. Verbesserungsvorschläge -sowohl zu Fehlendem als auch zu Lesungen- werden selbstverständlich und dankbar entgegengenommen (Anschrift am Schluß); ich fürchte, daß deren Zahl zumindest anfangs beträchtlich sein wird und daß deren Ausführung nicht zuletzt dewegen nicht immer unmittelbar erfolgen kann. Für den geneigten Benutzer ergibt sich daraus allerdings die Notwendigkeit, die einzelnen Files immer wieder aufs neue einzusehen.
Es bleibt zu danken. Zu nennen wären zunächst die vielen Kollegen, die mir in den vergangenen Jahren unterschiedlichste Materialien, unpublizierte Texte (die hier aber nicht mitgeteilt werden), Kollationen oder Lese- und Interpretationsvorschläge, zur Verfügung gestellt haben (die Namen werden beim jeweiligen Text genannt), der Mainzer Akademie und nicht zuletzt den bereits genannten Würzburger Kollegen Wilhelm und Müller. Gerade letzterer hat besondere Dankbarkeit verdient, hat er doch die entsagungsvolle und arbeitsintensive Aufgabe der elektronischen Bearbeitung meiner Files übernommen.
Münster, im Juli 2003
Nachtrag: Ältere Versionen meiner Files sind auch Interessenten und meinen Studenten ”zur Kenntnisnahme“ überlassen worden. Seit einiger Zeit finde ich in der Literatur Zitate aus diesen Files oder sogar komplette Files im Internet ohne oder sogar mit falscher Herkunftsangabe, wobei dort großenteils sogar die eingestreuten TEX-Kommandos, spezielle Macro-Befehle oder nicht zur Publikation gedachte Rand-Kommentare stehen geblieben sind. Besonders ärgerlich ist in diesem Zusammenhang für mich, daß es sich dabei oft genug um noch unpublizierte, mir zur Bearbeitung anvertraute Texte (kt k/k, m/k usw.) oder mir ebenfalls nur ”zur Ansicht“ mitgeteilte Materialien handelt. Ich selbst hatte eigentlich bereits als Student bei K. Büchner und H. Fraenkel gelernt, daß man seine Quelle korrekt zitieren solle, schon um die Verantwortlichkeit für Fehler- oder Zweifelhaftes richtig zuzuweisen. Aber man lernt ja nie aus. . . Mein Trost ist, daß die nicht wenigen Eingabefehler der älteren Versionen dann nicht mehr mir angelastet werden!
Münster, den 4.8.2006
K. Hecker (✝︎)